Kongress 2010
Zum Titelbild:
"Die Hände"
(Aquarell von Sebastian, Schüler der Christopherus-
Schule Dortmund-Holzen und seiner Helferin)
Das Bild ist im Unterricht der Christopherus-Schule in
Dortmund entstanden, einer Schule für geistig
behinderte Menschen.
Der Vorstand der FOT suchte dieses Bild aus, weil es
mit der Darstellung menschlicher Hände gut zum
Thema des Kongresses passt. Die Hände des
Menschen sind ja nicht nur Greiforgan, sondern auch
ein wichtiges Ausdrucksmittel. Sie gehören zu seiner
Identität und haben ihre entsprechende Dominanz in
der Hirnrinde. So lässt sich das Bild aus
unterschiedlichen Blickrichtungen interpretieren.
Sebastian malte nicht alle Finger deutlich und klar
abgegrenzt, die Hände sind unterschiedlich farbig.
Bedeutet es, dass die rote Hand die bessere ist? Die,
die ihrem Besitzer besser gehorcht? Kann man die
braune Hand als die kranke Seite interpretieren? Aber
es gibt eine dritte (helfende) Hand, die deutlicher
konturiert dargestellt wurde.
Das ist die helfende Hand der Therapeutin, des Therapeuten oder einfach nur die eines anderen Menschen -
Hände zum Festhalten oder als kleine Sicherheit, als Leiteinrichtung. Die Hände mit ihren so komplexen
funktionellen Möglichkeiten sind natürlich sehr störanfällig, sei es durch die defekten Steuermechanismen, durch
neurologische Störungen. Nur beide funktionelle Ebenen zusammen machen es möglich, dass ein Kunstwerk, ein
Bild, eine Skulptur, ein Gebrauchsgegenstand, ein orthopädisches Hilfsmittel entstehen kann. Etwas profaner
scheint es, wenn "nur" erwartet wird, den Alltag mit den (erkrankten) Händen bewältigen zu können. Doch kann
dies eine sehr große Herausforderung für einen Betroffenen und sein Versorgungs- oder Therapeutenteam sein.
Wenn man bedenkt, dass Sebastian eine deutliche Abneigung gegen Pinsel hatte und er erst mit den Fingerfarben
lernte, den Abdruck seiner Hände auf das Papier zu bannen, so ist das eine spannende Entwicklung. Es zeigt aber
auch, was durch ein wenig Unterstützung, Anleitung und Begleitung möglich wird.
Das gibt Hoffnung für unsere eigene Arbeit, die nicht nur Unterstützung durch Technik ist, sondern den Menschen
ganzheitlich im Blick hat.
Der Vorstand der FOT bedankt sich bei Sebastian und seiner Lehrerin Maria Goritzki von der Christopherus-Schule
für die Zusammenarbeit.
Detlef Kokegei